Rettung für das Tanner Moor

Das Tanner Moor, eins der größten Hochmoore in Oberösterreich, droht auszutrocknen. Um dieses wichtige Naturschutzgebiet zu erhalten, plant die Herzogliche Familienstiftung in enger Abstimmung mit der Abteilung für Naturschutz der Oberösterreichischen Landesregierung ein umfassendes Sanierungs- und Revitalisierungsprogramm.

Das Tanner Moor entstand vor etwa 12.000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, weil der Granitboden des Gebietes wasserundurchlässige Mulden bildet. Heute erstreckt sich das Moor auf einer Höhe von etwa 930 Metern über dem Meeresspiegel über eine Fläche von 120 Hektar auf dem Gemeindegebiet Liebenau in Oberösterreich und steht unter besonderem Schutz: Bereits 1983 zum Naturschutzgebiet erklärt, wurde es 1998 als „Natura-2000-Gebiet“ ausgewiesen.

Im Österreichischen Moorschutzkatalog wird das Tanner Moor als „Regenmoor von internationaler Bedeutung“ bezeichnet: Der Fortbestand des Moores ist vom Wasser aus Niederschlägen abhängig. Doch da die Regenmengen zurückgehen, ist das Naturschutzgebiet zunehmend von Vertrocknung bedroht. Dieser Entwicklung will die Herzogliche Familienstiftung als Grundeigentümerin des Tanner Moores entgegenwirken. Seit 2017 arbeitet die Stiftung daher  gemeinsam mit den Naturschutz-Verantwortlichen des Landes Oberösterreich an den Plänen zur Sanierung und Renaturierung des Moores. Die Maßnahmen sollen bis 2022 abgeschlossen sein.

Intakte Moore sind wichtige CO2-Speicher

Sie fixieren etwa 1 Tonne des Klimagases pro Hektar und Jahr. Die geplante Renaturierung des 120 Hektar großen Tanner Moores wird eine Einsparung von CO2-Emissionen erreichen, die pro Jahr rund 24 Millionen Fahrkilometer entspricht – das sind die Emissionen von 1.000 Autos, die jeweils 24.000 km weit fahren. Degradierte Moore dagegen tun dem Klima nicht gut: Sie geben auf der gleichen Fläche etwa 20 Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft ab, was den Emissionen von 200.000 Fahrkilometern eines Mittelklassewagens entspricht.

Einzigartige Flora und Fauna des Tanner Moores

Fast die gesamte Fläche des Tanner Moores ist mit Bergkiefern bewachsen, während an den Rändern Fichtenwaldstreifen stehen, die zum Teil mit Birken, seltener mit Erlen gemischt sind. Ungefähr in der Mitte des Moores liegen zwei Granitfelsen, die ursprünglich von einem dichten Fichtenwald bedeckt waren. Die meisten dieser Fichten sind jedoch in den letzten Jahren leider den Stürmen und den Borkenkäfern zum Opfer gefallen.

Im Tanner Moor fühlt sich nicht nur Rehwild wohl, sondern auch Füchse und Dachse, Edelmarder und Wiesel. Zu den bedeutenden Vogelarten in diesem Naturschutzgebiet gehören Raufußkauz, Sperlingskauz und Haselhuhn, aber auch Waldohreulen, Habichte und Sperber. Unter den Insektenarten ist besonders der so genannte Hochmoor-Laufkäfer hervorzuheben.

Dachs
(Foto: Vincent van Zalinge)

Haselhuhn
(Foto: Honza Sterba, Wikimedia)

Hochmoor-Laufkäfer
(Foto: Petr Mückstein, bio-foto.com)

Sumpfporst
(Foto: H. Zell, Wikimedia)

Wichtig für diese Tierarten ist auch die spezifische Bodenvegetation des Naturschutzgebietes. Diese besteht vor allem aus verschiedenen Torfmoos-Arten (Sphagnen), die sich durch ein enormes Wasserspeichervermögen auszeichnen: Sie können das 10- bis 20-fache ihres Volumens aufnehmen. Im dichteren Bergkiefernbestand des Tanner Moores kommt auch der überaus seltene Sumpfporst (Ledum palustre) mit seinen weißen, doldigen Blütenständen vor. Seltener ist der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), eine fleischfressende Pflanze, zu finden. Als weitere Hochmoorpflanzen wachsen im Tanner Moor die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), die Moosbeere (Oxycoccus palustris), die Rosmarienheide (Andromeda polifolia) oder auch das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum).

„Unser Ziel ist es, im Tanner Moor wieder einen gesunden Wasserhaushalt herzustellen.“

(Prinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha)

Prinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha am Eingang zum Naturschutzgebiet Tanner Moor

Mehr Wasser für das Moor!

Der Zustand des Tanner Moors hat sich durch zunehmende Vertrocknung bereits nachweislich verschlechtert. Ein wesentlicher Grund dafür liegt sicher in den zu niedrigeren Niederschlagsmengen der letzten Jahre. Die Entwicklung ist aber auch auf Baumaßnahmen zurückzuführen, die ins 19. Jahrhundert zurückreichen: Wie damals in Europa üblich und modern, wurden in Mooren zahlreiche Entwässerungsgräben angelegt, um das Land besser nutzbar zu machen. Einige davon wurden inzwischen zurückgebaut, aber noch immer befinden sich im Tanner Moor 59 größere Drainagegräben, die bis zu sieben Metern breit und bis zu zwei Metern tief sind und sich über eine Gesamtlänge von mehr als 12 Kilometern erstrecken.

Hier werden die Revitalisierungsmaßnahmen ansetzen, wie Prinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha erläutert: „Die Sanierung des Hochmoores soll in erster Linie über den Verschluss der größeren Entwässerungsgräben mittels Holzspundwänden und Pfropfen erfolgen“, berichtet er. „Damit soll der Rückhalt des Wassers im Moor und eine schrittweise Wiederherstellung der gestörten Moorhydrologie ermöglicht werden.“ Bis zum Jahr 2022 wird dieses wichtige Naturschutzprojekt realisiert – und zwar in drei Bauphasen, denn es hat einen erheblichen Umfang: Insgesamt werden 525 Holzspundwände gesetzt und 30 „Verpfropfungen“ mit Torf durchgeführt.

Ansichten des Hochmoores und seiner Tier- und Pflanzenwelt