Grüner Klimaretter

Dass der Wald als CO2-Speicher gut und wichtig für unser Klima ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Weniger bekannt ist dagegen, wie bedeutend die Bewirtschaftung und Pflege des Waldes für eine optimale Speicherleistung ist und dass auch Produkte aus Holz langfristig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

„Viele Menschen denken, dass es für die Umwelt am besten ist, wenn der Wald sich selbst überlassen wird“, sagt Dipl.-Ing. Franz Gruber, Forstdirektor der Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha’schen Forstverwaltung. „Tatsächlich aber können Urwälder wesentlich weniger Kohlendioxid speichern als Forste, die nachhaltig bewirtschaftet werden.“
Der Grund dafür ist schnell erklärt: Bäume nehmen Kohlendioxid (CO2) auf, während sie wachsen, und speichern das Klimagas in ihrem Holz. Sobald aber ein Baum abstirbt und sich das Holz zersetzt, wird das gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Das wirkt sich negativ auf die Klimabilanz von Urwäldern aus. Genauso wie die Tatsache, dass in Urwäldern das Totholz nicht entfernt wird, sondern auf dem Waldboden liegen bleibt. „Wo totes Holz liegt, können natürlich keinen jungen Bäume wachsen, die CO2 aufnehmen würden“, erläutert Forstdirektor Gruber.

Blick vom Spießberghaus über den Thüringer Wald

Anders in der nachhaltigen Forstwirtschaft:

Hier setzt man auf die regelmäßige Verjüngung des Waldes durch die selektive Ernte alter und die Aufzucht junger Bäume, die bei ihrem Wachstum als Kohlenstoffspeicher dienen. Holz gezielt zu ernten und zu verwerten, anstatt es ungenutzt verrotten zu lassen, ist ebenfalls die bessere Lösung für unser Klima. So wird ein Großteil des Holzes  aus den Forsten der Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Familie in der Säge- und Holzwerkstoffindustrie verarbeitet und dann beim Hausbau sowie der Herstellung von Möbeln, Verpackungen und Papier verwendet. Auch in diesen Anwendungen behält das Holz über Jahre hinweg seine wichtige Funktion als CO2-Speicher: Das Kohlendioxid wird erst wieder freigesetzt, wenn die entsprechenden Holzprodukte verbrannt werden oder zerfallen.

Die Zertifizierung ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal der nachhaltigen Forstwirtschaft. (Foto: PEFC Deutschland)

Wissenschaftliche Studien belegen, dass durch die Erhöhung des Marktanteils von Holzprodukten z.B. in der Bauindustrie jedes Jahr Millionen Tonnen von CO₂ eingespart werden könnten.

Forstdirektor Franz Gruber in der Herzoglichen Forstverwaltung Oberösterreich

Neben der direkten Speicherung von CO2 wirkt sich die Nutzung von Holz aber noch in einer weiteren Hinsicht positiv auf das Klima aus, und zwar durch den so genannten „Substitutionseffekt“. „Vom Substitutionseffekt sprechen wir, wenn Holzerzeugnisse andere Produkte ersetzen, deren Herstellung wesentlich mehr CO2-Emissionen verursacht – zum Beispiel Produkte, die auf Erdöl basieren“, erklärt Forstdirektor Gruber.

Für den Verbraucher bedeutet dies: Wer Holzprodukten den Vorzug gibt und Plastik vermeidet, trägt zum Klimaschutz bei.

Wie viel CO2 speichern Bäume eigentlich?

Anhand der Biomasse von Bäumen kann man ausrechnen, wie viel CO2 sie gespeichert haben. Wie sehr dies von der Baumart abhängt, wird am Beispiel einer Fichte und einer Buche deutlich, die beide 35 Meter hoch sind und 1,3 Meter über dem Boden einen Durchmesser von 50 cm aufweisen: Die Fichte wächst 100 Jahre, um dieses Maß zu erreichen, und absorbiert in dieser Zeit 2,6 Tonnen CO2.

Eine Buche von gleicher Höhe und Durchmesser ist schon mindestens 120 Jahre alt und speichert 3,5 Tonnen CO2, also fast eine Tonne mehr. Das liegt an der höheren Dichte des Buchenholzes. Die Baumarten unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Nutzung, die wiederum über die Freisetzung des im Holz gebundenen Klimagases entscheidet: Bei der Fichte werden ca. 70% des Holzes langfristig als Bauholz und in der Möbelindustrie genutzt und nur 30% als Feuerholz verbrannt, wodurch das CO2 wieder freigesetzt wird. Bei der Buche ist die Quote mit 70% Feuerholz und 30% langfristiger Bindung genau umgekehrt.

Buchenblätter, Foto: Dagmar Zechel, Pixelio

Wie sieht es mit Ihrer persönlichen CO2-Bilanz aus?
Im Internet werden viele Möglichkeiten geboten, den eigenen „ökologischen Fußabdruck“ zu berechnen und Anregungen für die Optimierung zu erhalten, zum Beispiel beim Umweltbundesamt oder beim WWF.

Viel Wissenswertes zum Thema Wald und Forstwirtschaft im Klimawandel bietet das Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

Eindrücke aus dem Thüringer Forst